Fakt ist wohl, dass es in den meisten Berufen wichtig ist, diszipliniert, gewissenhaft, zuverlässig und korrekt zu sein, um Erfolg zu haben.
Dann gibt es auch noch die Jobs, in denen man nur vorankommt und es zu etwas bringt, wenn man immer wieder nach Perfektion strebt. Denken wir an einen Koch, der seinen dritten Stern bekommen oder behalten möchte: will er dieses Ziel erreichen, wird er Tag für Tag eine möglichst perfekte Leistung abliefern müssen.
Auch werden Perfektionisten als Mitarbeiter sehr geschätzt, denn sie arbeiten präzise und planen Arbeitsprozesse meist sehr detailliert, wodurch nichts Wichtiges verloren oder vergessen geht. Sie legen sehr viel Wert auf Details, um so unerwarteten Überraschungen entgegen zu wirken.
Nein, das Streben nach Perfektion ist nicht per se schlecht. Perfektionismus wird allerdings dann gefährlich, wenn wir unsere Selbstachtung und unser Selbstwertgefühl vom Erfolg abhängig machen. Ist der Perfektionismus zu sehr ausgeprägt, zeigt er schnell seine Schattenseiten:
Was hilft nun bei zu ausgeprägtem Perfektionismus?
An der Stelle ein kleiner Abstecher zum Pareto-Prinzip, heute meist die 80:20-Regel genannt. Der Italiener Vilfredo Pareto, der sich mit der Verteilung von Reichtum und Einkommen im England des 19. Jahrhunderts beschäftigte, machte 1897 eine interessante Entdeckung, die sich folgendermaßen auf die Betrachtung des Zeitmanagements übertragen lässt:
Bei vielen Aufgaben erbringen bereits 20 % der aufgewendeten Zeit 80 % des angestrebten Ergebnisses. Die restlichen 80 % der aufgewendeten Zeit erbringen dann lediglich 20 % der Gesamtleistung.
Ein einfaches Beispiel hierfür:
Für das Aufsetzen eines Briefinhaltes benötigen wir meist gar nicht so viel Zeit, ich weiß ja ziemlich genau, was ich dem Empfänger sagen bzw. schreiben will (20 %); doch der Feinschliff, also die Überprüfung, das Layouten usw. nimmt oft ein Vielfaches der Zeit in Anspruch (80%).
Eine solche 80/20-Strategie gekonnt eingesetzt, kann auch bei Arbeitsabläufen ihre positive Wirkung tun: Mussten Sie schon einmal eine Arbeit für einen Kollegen oder den Chef erledigen, die mit den Worten „Na, so habe ich mir das ja nicht gedacht?“ quittiert wurde? Prima, die Zeit hätten Sie sich wohl sparen können. Ja, das trifft die Sache auf den Punkt!
Da viele Menschen ihren Wunsch bzw. ihre genauen Vorstellungen erst konkretisieren können, wenn sie das Ergebnis vor Augen haben, kann ein erstes grobes, noch unfertiges Skizzieren des Arbeitsergebnisses (20 %) Sicherheit geben, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet. Mit der Aufforderung „Bitte schauen Sie sich diesen Entwurf kurz an und sagen mir, ob das Ihren Vorstellungen entspricht“ wird Ihr Auftraggeber nun – falls erforderlich – seine Anforderungen konkreter formulieren. Wenn es richtig gut läuft, antwortet er möglicherweise „Klasse, das reicht mir so.“, und Sie können sich die übrigen 80 % an Zeit und Energie sparen.
… Was für ein Gedanke - würden wir dieses Prinzip zu unserem Vorteil nutzen, hieße das, mit 20 % Einsatz an der richtigen Stelle sollten 80 % der Aufgaben z. B. eines Tages zu bewältigt sein …
Behalten Sie Ihre hohen Ansprüche und geben Sie Ihr Bestes. Großartige Leistungen werden nur von Menschen mit hohen Ansprüchen und mit viel Ehrgeiz erbracht.
Aber denken Sie bitte auch daran: Das Unfertige und Unvollkommene muss nicht schlecht sein, es bietet oftmals ganz unerwartete Chancen und Möglichkeiten.
Letztlich geht es beim Streben nach Perfektion darum, trotz hoher Ansprüche die Fähigkeit zu haben, mit Fehlern und Unvollkommenheiten gut leben zu können.
Andere werden auch zufrieden sein, wenn Ihre Leistung in Ihren Augen nicht perfekt ist – und das sollten Sie ebenfalls!